Ganz großer Schritt nach vorn, mit unschönem Ausgang.

Am Sonntag den 11. August ging es über 103 Kilometer beim Skoda Velorace in Dresden. Das Rennen lief überragend für mich. Nachdem ich mich nicht ganz vorn, sondern bewusst in der Mitte vom Startblock A positioniert hatte, musste ich im Laufe des Rennens feststellen, dass ich meinen aktuellen Leistungsstand unterschätzt hatte.

So konnte ich mich nach und nach in vordere Gruppen vorkämpfen und nach etwa 30 Kilometer staunte ich nicht schlecht, als ich das erste mal auf mein Smartphone schaute und mir Strava trotz des neutralen (langsamen) Starts 40,5 km/h Durchschnitt anzeigte. Ich fühlte mich extrem gut und es spiegelte mein gutes Gefühl wieder. Das Rennen wurde von vielen Stürzen überschattet und von einer Streckenführung durch das Stadtgebiet von Dresden, die sich aus meiner Sicht als viel zu gefährlich heraus stellte. Unter anderem ging es zwei mal pro Runde im 45-Grad-Winkel über Bahnschienen.

In einer größeren Gruppe leistete ich zeitweise sogar Führungsarbeit und versuchte damit das Tempo hoch zu halten. Meist hielt ich mich jedoch hinten auf und vor allem in den zwei genannten Bereichen ließ ich mich ganz nach hinten fallen, um Gefahren aus dem Weg zu gehen und von ganz links nach ganz rechts fast im 90-Grad-Winkel über die Schienen fahren zu können.

Das Tempo gestaltet sich ziemlich gleichmäßig. Lediglich an einem kleinen Hügel fielen einige Fahrer ab. Diesen konnte ich aber in allen Runden ohne größere Probleme meistern.

Nun ging es in einer etwa 40-köpfigen Gruppe auf die Zielgerade. Ich befand mich leider etwas zu weit hinten und war zeitweise eingekesselt, ehe ich mich 500 Meter vor dem Ziel nach ganz links außen daraus befreien konnte. Ich sah links eine Lücke, in der ich im Sprint vorbeigehen wollte. Auch ein anderer Fahrer vor mir wollte diese Lücke nutzen. Ein anderer Fahrer links im Feld versuchte dem Fahrer vor mir, aus meiner Sicht, absichtlich den Weg abzuschneiden, damit wir nicht vorbeikommen. Dieser versuchte mit Gewalt trotzdem an ihm vorbeizukommen. Das Verhalten beider Fahrer empfand ich als absolut fahrlässig, dumm und sturköpfig. Ich ahnte, dass es zum Sturz kommt und versuchte mich minimal nach rechts zu orientieren, ohne aber dabei einen anderen Fahrer zu Sturz bringen zu wollen. Dann knallte es vor mir. Das Rad des hinteren Fahrers flog in die Luft und erfasste mich. Etwa Spitzes traf auf meinen linken Oberschenkel, vermutlich der Lenker oder die Pedale. Weitere Treffer waren am Helm links und am linken Arm. Über ersteren Fahrer fuhr ich um Haaresbreite nicht darüber und das Rennrad prallte an mir ab. Mein linker Oberschenkel fing fürchterlich an zu krampfen. Weiter in die Pedale zu treten war unmöglich. Mein ganzer Körper verkrampfte sich und ich stand völlig unter Schock. Eher die Schockstarre, als der Zusammenprall mit dem Rad führte fast dazu, dass ich wie gelähmt vom Rad viel. Mit der Restgeschwindigkeit kam ich bis 100 Meter vor die Ziellinie und ganz langsam trudelte ich ins Ziel. Ich wollte einfach nur noch so schnell wie möglich vom Rad. Die Zeit und Platzierung war mir in dem Moment völlig egal.

Aufgrund des extremen Gefahrenpotentials überlege ich ernsthaft auf dem Nürburgring und in Dresden nächstes Jahr nicht mehr mit zu fahren. Am Ende sind es aber viel mehr das Unvermögen, die Sturköpfigkeit und das fahrlässige Verhalten einiger weniger Fahrer, die einen selbst so extrem in Gefahr bringen.

Im Ziel stand ein hervorragender 167. Platz bei über 40 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit. Auch wenn am Ende eine noch bessere Platzierung möglich gewesen wäre, ist es für mich ein ganz großer Schritt nach vorn gewesen. Und noch wichtiger ist…Bis auf einen Pferdekuss am vorderen linken Oberschenkel geht es mir weitesgehend gut und auch mein Rennrad scheint nichts ab bekommen zu haben.